In einer Zeit, in der Design immer mehr auf seine bloße Funktion reduziert wird, ist es wichtig, die stille Verdrängung seines künstlerischen Kerns zu betrachten. Was einst als angewandte Kunst gefeiert wurde – die edle Verbindung von Form und Funktion – droht von ökonomischen Zwängen überlagert zu werden. Design scheint seinen Platz als kulturelle Ausdrucksform zu verlieren und wird zum Mittel der Konsumlenkung. Diese Reduktion auf ein Instrument des Marktes offenbart jedoch mehr als nur eine Verschiebung der Prioritäten: Sie zeigt einen Verlust des Verständnisses für die ästhetische Bedeutung des Alltags.
Design war ursprünglich geprägt von einem tiefen Bewusstsein für die Beziehung zwischen Mensch und Objekt. Es war nicht nur Werkzeug oder Dekoration, sondern ein sinnlicher Dialog zwischen Gestaltung und Gebrauch. Jedes Designobjekt erzählte eine Geschichte, die über seine bloße Funktion hinausging: die Geschichte eines Materials, einer Form, einer Absicht, die die Zeit überdauern wollte. Doch in einer Gesellschaft, in der die Nützlichkeit dominiert, wird diese Geschichte oft überhört. Design wird heute meist als Instrument des Marktes gesehen – seine ästhetischen und kulturellen Schichten werden in eine simple ökonomische Logik gezwängt.
Dieser Prozess der Entzauberung zeigt, wie die Kunst im Design immer mehr verschwindet. In einer Welt der Massenproduktion ist der künstlerische Aspekt des Designs fast unsichtbar geworden. Früher war es die Balance zwischen Schönheit und Zweck, die Design zu einer Brücke zwischen Kunst und Alltag machte. Heute jedoch wird Design immer mehr zu einem festgelegten Set von Formen und Funktionen, die einem vorgegebenen Marktmechanismus folgen. Der Designer ist nicht mehr der kreative Schöpfer, der die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk überschreitet, sondern wird zum Mittler zwischen Produkt und Käufer.
Aber kann Design ohne seine künstlerische Seite überhaupt bestehen? Das Fehlen dieser Dimension zeigt eine tiefe Leere, die weit über den ästhetischen Bereich hinausgeht. Der Mensch sehnt sich nach Dingen, die mehr sind als bloße Funktion, nach Objekten, die seine Sehnsucht nach Sinn und Schönheit stillen. Wenn Design nur noch auf die Erfüllung von Marktbedürfnissen reduziert wird, verliert es seinen künstlerischen Glanz – und damit auch seine Bedeutung als Teil der menschlichen Kultur. Die Gefahr besteht nicht nur darin, dass Design verflacht, sondern auch, dass unsere visuelle Welt ärmer wird.
Die Kunst, die Design einst erfüllte, wird der Effizienz geopfert. Der Designer darf sich jedoch ebenso wenig wie der Künstler zum bloßen Diener des Marktes degradieren lassen. Design bleibt, wenn es seinem wahren Wesen treu bleibt, eine Form der Gebrauchskunst, die sich mit dem täglichen Leben verbindet und es bereichert. Die Herausforderung besteht darin, diesen künstlerischen Impuls wiederzubeleben, bevor er ganz im Nebel des Konsums verschwindet.
Schließlich ist Design eine Kunstform, die nicht nur Bedürfnisse befriedigen, sondern die Welt ästhetisch bereichern will. Es ist an der Zeit, die Entzauberung rückgängig zu machen, Design wieder als kulturellen Ausdruck zu begreifen und ihm seine künstlerische Bedeutung zurückzugeben. Nur so kann Design seiner Rolle als Gestalter der Welt gerecht werden – und nicht nur als passiver Spiegel eines entfremdeten Konsumverhaltens fungieren.
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