Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Welt des Designs – mit dem Versprechen, Prozesse zu beschleunigen, Ideen zu optimieren und Kreativität zu demokratisieren. Algorithmen entwerfen Logos, komponieren Layouts, wählen Farbpaletten aus. Doch während KI als Fortschritt gefeiert wird, gerät eine essentielle Frage in den Hintergrund: Was ist Gestaltung – und was macht sie im Kern aus?
Die Auseinandersetzung mit dieser Problematik ist nicht neu. Schon die Digitalisierung der 1990er-Jahre sorgte für Aufschreie: Photoshop, Illustrator, InDesign - Werkzeuge, die den kreativen Prozess vereinfachten und das Handwerk neu definierten. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Diese Programme unterstützen den Menschen und stellen die ästhetischen Entscheidungen nicht in Frage.
KI dagegen geht einen Schritt weiter. Sie generiert eigenständig Entwürfe, schlägt „optimierte“ Lösungen vor und agiert nicht mehr nur als Werkzeug, sondern als vermeintlich kreativer Akteur. Die Folgen? Eine Vereinheitlichung des Designs. Wer sich auf Algorithmen verlässt, erhält Variationen des Immergleichen - blutleere, gefällige Designlösungen, die sich aus bestehenden Mustern speisen. KI ist kein Künstler, sondern ein Archivar. Sie kombiniert Vorhandenes, aber das kreative Moment - der kühne Bruch, das radikal Neue - bleibt ihr fremd.
Noch schwerer wiegt die schleichende Entmündigung des Gestalters. Wer sich blind auf KI verlässt, verlernt, selbst kreativ zu denken. Was als Entlastung beginnt, wird zur Abhängigkeit: Ein Algorithmus wählt die Farben aus, ein anderer schlägt die Komposition vor - und irgendwann scheint die eigene Intuition überflüssig. KI macht nicht kreativer, sondern bequemer. Aber Design, das nicht fordert, ist letztlich nur Dekoration.
Und schließlich die ethische Frage: Wem gehört ein von KI generiertes Werk? Dem Designer, der es mit ein paar Klicks erstellt hat? Der Maschine, die es errechnet hat? Oder den zahllosen Künstlern und Gestaltern, deren Werke die KI ungefragt als Trainingsmaterial verwendet? Die romantische Vorstellung eines fairen Miteinanders von Mensch und Maschine ist naiv. Längst geht es um Kontrolle und Abhängigkeit - um eine Industrie, die kreative Arbeit automatisieren will, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.
Der Designer der Zukunft muss daher nicht nur mit KI umgehen können - er muss ihr auch kritisch gegenüberstehen. Technologie kann inspirieren, aber nicht ersetzen. Kreativität braucht Fehler, Umwege, Widerstände - all das, was ein Algorithmus nicht leisten kann. Wer sich dieser Erkenntnis verweigert, riskiert, die Essenz des Designs zu verraten: seine Menschlichkeit.
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